Textbausteine im Volltext:
Argumentations-Hilfstexte für Stellungnahmen gegen den Quarzsandabbau im Gebiet „Vogelherd“ in der
Nähe von Altdorf bei Nürnberg
Absender:
Ort, Datum:
Adresse:
An die Regierung von Mittelfranken
Promenade 27
91522 Ansbach
Email : poststelle@reg-mfr.bayern.de
Betr: Einwendung gegen den geplanten Quarzsandabbau in der Nähe von Altdorf bei Nürnberg.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich als betroffener Bürger von Altdorf und Nutzer dieses Naherholungsgebietes lehne den Sandabbau auf über 50 Ha Fläche im
Bereich „Vogelherd“ ab.
Folgende Gründe bringe ich vor:
Naturraum und Landschaft
Der Erhalt der Sandachse Franken als seltener geologischer Kleinod muss sichergestellt werden.
Auf mächtigen Sandschichten leben Spezialisten im Tier- und Pflanzenreich, die keine anderen Lebensmöglichkeiten besitzen, darunter
300 Rote Liste-Arten. Insektenvielfalt und -menge muss in diesem Lebensraum erhalten bleiben. Auf abgebaggerten Flächen ändern sich
der Nährstoffgehalt und die Wasserverhältnisse und gefährden diese wunderbare Artenvielfalt von Ameisenlöwe über Sandgrasnelke,
Silbergras bis zur Ödlandschrecke.
Auch wenn der geplante Sandabbau stückweise passieren soll, so handelt es sich nicht nur um eine vorübergehende kleinere
Beeinträchtigung, sondern es würde zu einer erheblichen und langwierigen Veränderung des Landschaftsbildes kommen.
Flechten-Kiefernwälder benötigen nährstoffarmen Boden, der nicht mittelfristig durch Renaturierung hergestellt werden kann. Sie sind
von größter Bedeutung für den Erhalt der heimischen seltenen Vegetation und dürfen daher nicht abgebaut werden.
Eine Überhöhung des Geländes durch Auffüllung verändert das Relief zusätzlich stark und dient nur der billigen Entsorgung von
Bauschuttmaterial. Eine „Geländeangleichung“ ist eine Zerstörung des Landschaftsbildes auch nach dem Ende der Anlage.
Wirkung auf das Grundwasser
Durch die extreme Tiefe des Abbaus wird mit starken Saugbaggern der Boden abgesaugt. Um das schwere Gewicht nach oben zu ziehen,
muss mit hoher Saugkraft gearbeitet werden. Dadurch droht ein Absinken des Grundwasserspiegels in der nahegelegenen
Röthenbachklamm (Naturdenkmal).
Durch das Verfüllen mit teilweise belasteten Bauschutt Z1.2 in den Trockenabbaugebieten samt Überhöhung ist das Risiko eines Eintrags
von Schadstoffen in das Grundwasser in den Nassabbaubereichen A und C und angrenzenden Gebieten sehr hoch. Das kann auch die
Trinkwasserversorgung und -qualität betreffen.
Vielfacher Schutz des Gebietes
Der Wald steht unter Bannwaldschutz, Vogelschutz, Biotopschutz und ist geologisch zu schützen. Wann werden Schutzgebiete endlich als
das genommen, wofür sie auf dem Papier stehen, um geschützt vor Zugriffen zu sein?
Im Arten- und Biotopschutzprogramm sind die Flächen als lokal bedeutsam eingestuft und soll so bestehen bleiben.
Die Röthenbachklamm als Naturdenkmal muss in ihrem jetzigen Zustand erhalten bleiben. Der tiefe Eingriff, nur wenige Meter von der
Klamm entfernt, wird aber zwangsläufig den Wasserhaushalt des Röthenbachs verändern oder sogar ganz zum Versiegen bringen. Das
wäre das Ende des auf der roten Liste stehenden Steinkrebses in der Klamm. Desweiteren wird die Röthenbachklamm durch Eintrag von
Staub und Lärm deutlich beeinflusst werden.
Die stark angenommene Naherholung im Waldbereich von vielen Bürgern zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Rad ist dort kaum mehr
möglich, wenn der Sandabbau kommt.
Im Wald des überplanten Gebiets befinden sich über 100 Jahre alte Bäume. Ein Umtrieb der geplanten Sandabbaufläche innerhalb von
35 Jahren erzeugt keinen gleichwertigen Wald. In 35 Jahren steht biologisch gesprochen nur ein „Waldkindergarten“ dort. Dies kann
keinen Ersatz für den bestehenden Bannwald darstellen. Der bestehende Wald mit seinem natürlichen, seltenen Flechten- oder
Weißmoos-Kiefernwald muss geschützt und erhalten bleiben.
Der Klimawandel führt zu massivem Absterben verschiedener Waldflächen im Landkreis. Schnelle Aufforstung gelingt nur mühsam, nur
unter dem Schutzschirm von bestehendem Wald und teilweise nur mit Gießen der neuen Pflanzungen. Das wird aber in dem
erforderlichen Ausmaß nach dem Sandabbau nicht möglich sein.
Das Lokalklima der benachbarten Siedlungen wird durch den Waldverlust stark beeinflusst. Westwind (unsere vorherrschende
Windrichtung) bringt durch den Wald gekühlte Luft in die Siedlung. Offene Sandflächen heizen sich auf und bringen hohe Temperaturen
in die Wohngebiete.
Planung, Bedarf und Material
Entgegen des Regionalplans wird statt der 35 ha aus dem Vorbehaltsgebiet QS14 überraschend heute ein Abbaugebiet von über 50 ha
geplant. Wozu Regionalplanung, wenn sich nicht mal grob daran orientiert wird?
Der Hunger nach Rohstoffen muss gebremst werden! Seit 25 Jahren fordern Verbände und Parteien ein Umdenken und die Verwendung
von Recycling-Baustoffen. Solange Natur kostenlos zerstörbar ist, wird sich die Bauindustrie weiter günstig daraus bedienen. Die
Abwägung (Vorbehalt) ist hier eindeutig zu Gunsten der Natur zu machen.
Deutschland exportiert mehr Sand als es importiert. (Umweltökonomische Gesamtrechnungen, gesamtwirtschaftliches Materialkonto,
Destatis statistisches Bundesamt):
Verwertete inländische Entnahme von QS: Tiefstwert 2010 mit 12 418 000 t;
Spitzenwert 2019 mit: 19 441 000 t
Export von QS: Spitzenwert Jahr 2010 mit 2 246 000 t; 1 449 000 t (2019)
Import von QS: Spitzenwert Jahr 1994 mit 1 019 000 t; 602 000 t (2019)
Wenn der Sandexport reduziert wird, muss der Sandabbau im „Vogelherd“ hierzulande nicht abgebaut werden.
Sandgruben werden verfüllt mit Material, das man besser ins Recycling überführen sollte. Bauschutt sollte wiederverwendet werden,
statt frischen Sand abzubaggern und die Reste der menschlichen Bauwut im Boden zu versenken.
Belasteter Bauschutt als Verfüllmaterial in einem Natura 2000 Schutzgebiet muss verhindert werden.
Summationswirkung
Der Flächenverbrauch ist weiterhin zu hoch. Nicht nur die Fläche, auf der Gewerbe entsteht (derzeit an mehreren Standorten im
Landkreis geplant und in der Diskussion z.B. Hormersdorf, Simmelsdorf Bartäcker), sondern auch die Bereitstellung der Rohstoffe frisst
Fläche. Ein Ausgleich ist beim Rohstoffbedarf nicht möglich, die Flächen werden irreparabel zerstört.
Im Nürnberger Land sind wir besonders vom Sandabbau und vom Verlust der Sandlebensräume betroffen. Abbauflächen gibt es „wie
Sand am Meer“: Birkenseegebiet (Geißlach), Schnaittacher Flächen, Gsteinach, Mühlach, Seelach, Sandgrube Hammerand 99% der
Sandflächen der Sandachse Frankens sind bereits zerstört!
Röthenbach bei Altdorf und Ludersheim sind besonders betroffen von Stromleitung, Umspannwerk und den Neuplanungen rund um die
P53. Die Autobahn bringt Lärm, der bisher durch den Wald abgeschirmt wird. Wenn statt Wald nun Bagger arbeiten und bis zu 60 LKWs
pro Tag direkt vor der Haustüre dazukommen, wird die Lebensqualität weiter stark reduziert.
Der hohe LKW-Verkehr stellt auch eine Gefahr für Kinder auf dem Schulweg sowie für beeinträchtigte Bürger dar.
Mit freundlichen Grüßen
Name DRUCKSCHRIFT